Wo die Steins im Museum hängen

In der Geschichte meiner Familie gibt es keinen Ort, der mehr von den Steins geprägt und quasi durchdrungen wurde wie Gerstungen. Nachweislich seit 1701 – und vielleicht schon viel früher – lebten hier Mitglieder der verzweigten Sippe und tun es bis heute. Die Steins hängen sogar im Werratalmuseum, das sich in seinen Ausstellungen mit der Geschichte des Ortes und dem Leben der Einwohner über viele Jahrhunderte beschäftigt.

Vor wenigen Tagen habe ich das Museum zum wiederholten Male besucht und mich über die Steins gefreut, die hier an den Wänden hängen. So wie die Familie ihre Spuren als Müller in der Herrenmühle hinterließ – mit bekanntermaßen unrühmlichem Ausgang – so beeinflusste sie auch das Gerstunger Leben in vielen anderen Bereichen. Schließlich konnte nicht jeder Nachkomme die Herrenmühle erben, so dass sich die nächsten Generationen nach neuen Betätigungsfeldern umsehen mussten.

Der bereits an anderer Stelle beschriebene Georg Christoph Stein (1843-1920), das Gerstunger Original, war als Schneid- und Mahlmüller zumindest der Familientradition treu geblieben, allerdings im eigenen Betrieb. Sein Foto und eine kurze Beschreibung findet sich im Gerstunger Museum zwischen historischen Tischler-Werkzeugen und Werkbänken.

Schneidmüller Christoph Stein

Andere Steins betätigten sich in gänzlich neuen Berufsfeldern, wie etwa Elias Daniel Stein (1791-1849), mein 7x-Urgroßonkel vierten Grades. Er war Metzgermeister und unterzeichnete als Obermeister der Metzger-Innung im Jahr 1829 einen aufwendig geschriebenen und gesiegelten Gesellenbrief für Christian Gliem aus Berka an der Werra. Diese Urkunde ist heute im Museum zu bestaunen.

Gesellenbrief mit Unterschrift von Daniel Stein

Ein paar Räume weiter begegnen dem Museumsbesucher die Mitglieder des örtlichen Schützenvereins. Und wieder dabei – natürlich die Steins. Auf einem Foto ist Johann Georg Jacob Stein (1852-1928), mein Ur-Urgroßonkel sechsten Grades, zu sehen, mit Bart, Hut und Handschuhen. Jacob Stein war Büchsenmacher, stellte also Schusswaffen her.

Büchsenmacher Jacob Stein

Es war aber nicht nur die berufliche Affinität zur Schusswaffe, die Jacob Stein mit dem Schützenverein verband, sondern auch familiäres Erbe. Sein Vater, Johann Gottlieb Stein (1821-1891), war ebenfalls Büchsenmacher von Beruf gewesen und hatte im Jahr 1869 den Gerstunger Schützenverein gegründet. So ist es nachzulesen im Museum, in dem die Steins an den Wänden hängen.


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