Es ist eine der häufigsten Fragen in den einschlägigen Facebook-Gruppen für historische Fotos: „Wann wurde das Foto gemacht?“ Anhand von Kleidung, Uniformen oder Einrichtungsgegenständen versuchen sich dann die Gruppen-Mitglieder an der Schätzung, zu welchem Zeitpunkt eine Aufnahme ungefähr entstanden sein mag. Diese Einschätzungen kann jetzt eine neue Funktion des Genealogie-Dienstes MyHeritage übernehmen!
Wie MyHeritage in einem Blogbeitrag angekündigt hat, wurde deren Foto-Tool jetzt um den sogenannten PhotoDater ergänzt – also eine Funktion, die abschätzt, wann ein Foto gemacht wurde. Der neue Dienst wird kostenlos angeboten, ein Mitgliedskonto bei MyHeritage ist aber nötig. Genau wie die Mitglieder der Facebook-Gruppen analysiert auch der PhotoDater die „Kleidung, Frisuren, Gesichtsbehaarung, Möbel und andere Objekte“, um das Aufnahmedatum eines Fotos einzuordnen. Die dafür nötige künstliche Intelligenz wurde mit zehntausenden historischen Fotos trainiert, deren Aufnahmedatum eindeutig feststand. Laut MyHeritage kann der PhotoDater mit diesem Wissen undatierte Fotos aus dem Zeitraum zwischen 1860 und 1990 zeitlich einordnen.
Wie lässt man den PhotoDater schätzen, wann ein Foto gemacht wurde?
Um den PhotoDater schätzen zu lassen, wann ein Foto gemacht wurde, muss dieses zunächst in das persönliche Fotoalbum auf der Internetseite von MyHeritage geladen werden. Klickt man dann ein Foto im eigenen Album an, wird der PhotoDater automatisch im Hintergrund aktiv. Wenn die Software eine Schätzung des Aufnahmedatums abgeben kann, erscheint diese nach wenigen Sekunden unterhalb des Bildtitels. Klickt man auf die Schätzung, werden zusätzliche Informationen zur Zuverlässigkeit und möglichen Abweichung angezeigt.

MyHeritage erklärt, dass der PhotoDater so genau ist, dass knapp 60 Prozent der analysierten Fotos in einer Spanne von fünf Jahren um das tatsächliche Aufnahme eingeschätzt wurden. Ich habe es selbst ausprobiert und sowohl datierte als auch undatierte Fotos vom PhotoDater schätzen lassen. Die Ergebnisse bestätigten das Versprechen von MyHeritage: Die Schätzungen der Aufnahmedaten lagen bei den datierten Aufnahmen um wenige Jahre neben den tatsächlichen Daten. Zwei Beispiele:


Bei anderen Fotos wich die Schätzung des PhotoDaters etwas weiter vom tatsächlichen Aufnahmedatum ab, lag aber immer noch innerhalb eines Bereichs von unter zehn Jahren. Ein Foto aus dem Jahr 1950 wurde zum Beispiel ins Jahr 1944 geschätzt.

Bei dieser Qualität der Datumsschätzungen könnten die einschlägigen Facebook-Gruppen für historische Fotos bald weniger zu tun haben. MyHeritage weist jedoch darauf hin, dass der PhotoDater keine Schätzung abgeben kann, wenn die Aufnahmen in schlechter Qualität vorliegen. Auch „andere Faktoren“ können dazu führen, dass kein Aufnahmedatum geschätzt werden kann. Das scheint zum Beispiel der Fall zu sein, wenn Personen auf den Aufnahmen sehr weit entfernt und nicht ausreichend im Detail zu erkennen sind. Da müssen doch wieder die freiwilligen Helfer in den Facebook-Gruppen ran.