Eine Frage, die sich viele Neu-Ahnenforscher stellen, lautet: Kann ich die Kirchenbücher beim Kirchenbuchportal Archion durchsuchen? Viele möchten das wissen, bevor sie ein kostenpflichtiges Abo bei dem Online-Dienst abschließen.
Der naheliegende Hintergrund dieser Frage ist wohl, dass viele Genealogie-Einsteiger ihre ersten Erfahrungen mit Diensten wie Ancestry, MyHeritage, Family Search oder Geneanet gemacht haben. Die Suche nach Personen kann dort vergleichsweise einfach sein: Man tippt einen Namen ein, grenzt womöglich die Suche mit weiteren Daten sinnvoll ein und erhält im besten Fall Ergebnisse, die tatsächlich zu relevanten Dokumenten oder Informationen führen.
Möglich werden diese Suchtreffer entweder durch Angaben, die andere Benutzer zuvor auf die genannten Plattformen geladen haben – oder durch eine aufwendige Indexierung der Dokumente. Im Klartext: Die bekannten Ahnenplattformen lassen die handschriftlichen Einträge in Dokumenten buchstäblich abtippen und speichern diese Transkripte mit den Originalen.
Die schlechte Nachricht: So etwas gibt es bei Archion nicht. Noch nicht. Suchen kann man hier trotzdem.
Archion, das Internetportal der Evangelischen Kirche Deutschlands und der meisten evangelischen Landeskirchen, stellt Bilder von Seiten aus mehr als 110.000 Kirchenbüchern aus Deutschland und ehemals deutschen Gebieten wie Ostpreußen im Internet zur Verfügung. Wenn die Archion-Macher auf ihrer Internetseite schreiben, das Portal ermögliche „die Suche nach Ihren Vorfahren in Originalquellen“, dann ist das wörtlich gemeint.
Die Suchfunktion von Archion findet derzeit lediglich die Orte, in denen die Kirchenbücher geführt wurden (und diese Suche ist auch ohne Abo nutzbar). Außerdem kann der Zeitraum eingegrenzt werden, in dem gesucht werden soll. Erst „zu einem späteren Zeitpunkt“, wie es von Archion heißt, werde man auch nach transkribierten Personendaten suchen können, so wie viele es von Ancestry oder MyHeritage kennen.
Wer also den Hochzeits-, Geburts- oder Sterbeeintrag eines Vorfahren sucht, muss Seite für Seite und Eintrag für Eintrag durchgehen, um ihn zu finden. Tipp: Es lohnt sich, zunächst die ersten Seiten eines Kirchenbuchs durchzusehen, denn manchmal hat der Pfarrer hier interessante Begebenheiten notiert, die sich während der Laufzeit des Buches ereigneten. Auch gibt es hier in der Regel Inhaltsverzeichnisse, die auch auf Besonderheiten der Bücher hinweisen.
So entdeckte ich einmal ein Buch, in dem es mehrere Abschnitte mit Verstorbenen gab, die ich womöglich sonst nicht alle entdeckt hätte. Auch unehelich geborene Kinder wurden schon mal separat von den sogenannten „legitimen“ Kindern aufgeführt. Außerdem existieren Bücher, in denen am Ende ein Namensverzeichnis angelegt wurde. Das kann die Suche nach einer Person deutlich erleichtern!
Man sollte also auf jeden Fall genauer hinsehen, wenn man sich schon die Zeit nimmt, durch oft genug Jahrhunderte alte Schriften zu blättern – statt nur einen Namen in die Suchmaske einzutippen.